0921 Stadthydrologische Studie SHS
Die bestehenden Entwässerungsnetze in Süddeutschland sind zum größten Teil im Mischsystem ausgeführt. Trotz des mittlerweile sehr hohen Ausbaugrades und trotz Bevorzugung modifizierter Entwässerungssysteme gibt es bei der Regenwasserbehandlung durchaus noch erheblichen Handlungs- und Investitionsbedarf. Hinzu kommen auch erste Nachrüstungsfälle: Zahlreiche Regenüberlaufbecken (RÜB) „der ersten Stunde“ aus den siebziger Jahren sind mittlerweile baulich oder von ihrer Ausrüstung her sanierungsbedürftig.
Für die Regenwasserbehandlung im Mischsystem wurde bisher das Arbeitsblatt ATV-A 128 (1992) als Stand der Technik angesehen. Nachfolger ist zukünftig das Arbeitsblatt-Merkblatt-Konvolut DWA-A/M 102. Wichtige Kriterien zur Planung einer kostengünstigen und wirkungsvollen Regenwasserbehandlung sind demnach:
- Ansatz realistischer, plausibler Werte für versiegelte Flächen, Einwohnerzahlen und Schmutz- und Fremdwasserabflüsse
- Ganzheitliche Betrachtung des Systems aus Einzugsgebiet, Regenwasserbehandlung und Kläranlage, gegenseitige Abstimmung der Komponenten
Beides lässt sich am besten mit einer das ganze System umfassenden Untersuchung erreichen. Wir nennen diese eine „Stadthydrologische Studie“, ein Planungsinstrument, das über dem Allgemeinen Kanalisationsplan steht und diesen ergänzt. Auf Seiten des Kanalnetzes und der Regenwasserbehandlung kommt eine Schmutzfrachtberechnung zum Einsatz, um die Gewässerbelastung aus den Regenentlastungsbauwerken zu quantifizieren. Für eine ganzheitliche Schau kann jedoch unterstützend auch der Zustand des Gewässers untersucht und bewertet werden. Das ist zukünftig im Immissionsteil des Arbeitsblatts DWA-A 102-3 geregelt. Auch die lokale Wasserbilanz muss zukünftig berücksichtigt werden.