Der kritische Regen- bzw. Mischwasserabfluss berechnet sich aus der kritischen Regenspende mal der befestigten Einzugsgebietsfläche. Hinzu kommen ggf. Fremd- und Schmutzwasser.

Kritischer Abfluss Q_krit

Der kritische Abfluss Qkrit ist ein Bemessungsabfluss, der bei einem Regen mäßiger Stärke auftritt. Um diesen zu parametrisieren, definiert man eine kritische Regenspende qkrit in l/(s·ha) und multipliziert diese mit der an das Entwässerungssystem angeschlossene befestigten Einzugsgebietsfläche Ab,a (neue Schreibweise nach DWA-A 102, früher nach ATV A 128: AU). Hinzu kommt ein eventuell kontinuierlich abfließender Fremdwasserabfluss. Bei Bauwerken des Mischsystems ist zusätzlich auch noch der Schmutzwasserabfluss zu berücksichtigen.

Der kritische Abfluss Qkrit wird zur Bemessung von Regenklärbecken in der Trennkanalisation, von Durchlaufbecken in der Mischkanalisation und von anderen Sedimentationsanlagen (z.B. Schrägklärern) angesetzt, und zwar darf der Beckenüberlauf nach DWA-A 166 erst dann anspringen, wenn über den Klärüberlauf mindestens Qkrit fließen. Auch die Nachweise z.B. für die Oberflächenbeschickung nach DWA-A 166 werden mit Qkrit geführt.

Außerdem muss nach DWA-A 102 der Drosselabfluss von Regenüberläufen mindestens dem kritischen Abfluss Qkrit (plus Trockenwetterabfluss plus von oben weitergeleitete Drosselabflüsse) entsprechen, jedoch mit einer fließzeitabhängigen Abminderung.

Als Festlegung hat sich in verschiedenen Richtlinien ein Wert von qkrit = 15 l/(s·ha) eingebürgert. DWA-A 102 geht darauf in einem Kapitel im Anhang speziell ein. Danach kommt größenordnungsmäßig 90 % des Regenabflussvolumens bei geringeren Regenspenden zum Abfluss. Ältere Richtlinien, etwa auch DWA-M 153, differenzieren unterschiedliche Anforderungen an die Bauwerke mit auf 30, 45 oder 60 l/(s·ha) erhöhten kritischen Regenspenden. 

Autor: G. Weiß · Revisionsstand: 21.11.2020