Stadthydrologische Studie

Ganzheitliche Studie, meist über das gesamte Einzugsgebiet einer Kläranlage oder auch über das Gebiet einzelner Teilgemeinden, zum Nachweis eines hinreichend guten Gewässerschutzes. Klassisch umfasst die stadthydrologische Studie das vorhandene und geplante Entwässerungsnetz in Form von Einzugsgebiet, Kanalnetz, Behandlungsbauwerken und der Kläranlage.

Besonders wichtig ist eine solche ganzheitliche Studie für die im traditionellen Misch- und auch Trennsystem entwässerten Flächen, weil sich dort durch ihre Hintereinanderschaltung und örtliche Zwänge (z.B. begrenzte Durchflüsse in bestimmten Kanalsträngen) oft starke gegenseitige Beeinflussungen der Regenüberlaufbecken zeigen. Die Gesamtgewässerbelastung sollte natürlich Emissionen aus allen Eintragspfaden berücksichtigen, deshalb erscheint es heute sinnvoll, nicht nur das Mischkanalnetz zu betrachten.

Als Werkzeug dient im Allgemeinen eine Schmutzfrachtberechnung (Langzeitsimulation) mit einem Nachweisverfahren, früher nach ATV-A 128, künftig nach DWA-A 102 / BWK-M 3.  In der Regel wird eine stadthydrologische Studie von der Unteren Wasserbehörde nicht "genehmigt", sondern ein "Benehmen hergestellt". Die Studie dokumentiert den hinreichenden Grad der Regen- bzw. Mischwasserbehandlung nach diesen einschlägigen technischen Regeln. Sie dient Betreibern und Planern als Grundlage für künftige Detailplanungen und der Behörde als Grundlage z.B. zur Beurteilung von Wasserrechtsanträgen bestimmter Bauwerke.

Gegenüber der früher üblichen "betonlastigen Philosophie", den Grad des Gewässerschutzes an einem ausreichend großen Speichervolumen festzumachen, ist es im Sinne der gesamtheitlichen Betrachtung sinnvoll, auch Flächen einzubeziehen und Maßnahmen zu bewerten, die in alternativen Entwässerungssystemen erschlossen sind oder werden. Hinzu kommen Entsiegelungsmaßnahmen, die Reduktion von Fremdwasser, eine Kanalnetzsteuerung und andere Methoden. Ziel einer stadthydrologischen Studie kann auch die Optimierung des Gewässerschutzes dort sein, wo alle Bauwerke bereits in Betrieb sind.

Künftig wird auch die Frage des Wasserhaushalts und seines nach A 102 geforderten Nachweises Teilthema einer stadthydrologischen Studie sein. Auch immissionsbezogene Aspekte bzw. Fragestellungen, etwa die Berücksichtigung und besondere Schonung empfindlicher Geewässerabschnitte, können mituntersucht werden.

Schließlich erlaubt eine stadthydrologische Studie auch einen Kosten-Nutzen-Vergleich verschiedener Planungs- oder Betriebsvarianten sowie eine zeitliche Priorisierung vorgeschlagener Sanierungsmaßnahmen.

Autor: G. Weiß  ·  Revisionsstand: 26.02.2021